Die HIV-Infektion, die Aidserkrankung, Drogenabhängigkeit verbunden mit einer Hepatitis-Infektion sowie die daraus resultierenden
Probleme, stellen für den/die Betroffene/n und für die Freunde und Angehörigen eine große Belastung dar. Lebenspartner, Familie und
enge Freunde sind damit überfordert, auf die Krankheit angemessen zu reagieren. Ziel ist es hier, im Interesse des Klienten, sein/ihr
soziales Umfeld zu erhalten oder zu festigen, so dass die stützende und helfende Funktion erhalten bleibt.
Für alle, die ein positives Testergebnis erhalten, ist dies zunächst einmal ein großer Schock. In der Beratung geht es vor allem darum,
das psychische Gleichgewicht wieder zu erlangen und Lebensperspektiven aufzuzeigen. Viele wissen wenig über die Krankheit und deren
Verlauf.
Ebenso geht es um materielle Absicherung. Sie und die Wohnsituation sind oft desolat. Sozialrechtliche Informationen bezüglich der
Ansprüche bei Krankenkassen, bei Sozialämtern, der Arbeitsagentur und Versorgungsämtern stehen im Mittelpunkt der Beratung.
Schuldenregulierung und Hilfe bei der Geldverwaltung ergänzen die Hilfen in materiellen Notlagen.
Grundlage des Betreuungsangebotes sind regelmäßige Kontakte und/oder Hausbesuche sowie Begleitung bei Ämter- und Behördengänge.
Die Maßnahmen dienen der Existenzsicherung der Erkrankten als Voraussetzung für die Sicherstellung ambulanter Pflege und
ärztlicher Versorgung sowie der Aufrechterhaltung bzw. Herstellung (neuer) sozialer Kontakte und Bindungen.
Den Betroffenen soll ermöglicht werden, solange wie möglich ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben im selbst gewählten
und gewachsenen Lebensraum (d.h. in der eigenen Wohnung) zu führen. Zudem erfolgt eine psychosoziale Lebensbegleitung bis hin zur
Ermöglichung eines menschenwürdigen Sterbens zuhause.
Der regelmäßige Kontakt schafft eine Vertrauensbasis, die zum Auffangen psychischer Krisen von großem Vorteil ist, Motivationsarbeit
erleichtert und bei einer Sterbebegleitung dem Betroffenen mehr Sicherheit gibt.
Weitere Arbeitsinhalte der Betreuung (und damit auch des Betreuten Wohnens) sind:
- die Arbeit mit Angehörigen und mit anderen an der Versorgung des/der Betroffenen beteiligten Menschen und Institutionen (z.B. Koordination der häuslichen Pflege),
- Schuldenberatung (Vermittlung zur Schuldnerberatungsstelle),
- Schuldenregulierung,
- Wohnraumsicherung,
- Sicherstellen der medizinischen Versorgung,
- alltagspraktische Hilfestellungen (z.B. beim Einkaufen),
- und viele mehr.
Innerhalb des Projektes "Betreutes Wohnen" werden sechs Personen, die an Aids erkrankt sind, psychosozial betreut und begleitet.
Es handelt sich hierbei um ein betreutes Einzelwohnen, d.h. die Klienten leben in ihren eigenen Wohnungen. Das Land Rheinland-Pfalz
und die Stadt Mainz fördern das Betreute Wohnen für Menschen, die einerseits für eine absehbare Zeit oder auf Dauer nicht in der Lage
sind, ein selbständiges Leben zu führen, andererseits nicht oder nicht mehr auf stationäre Hilfe in einem Krankenhaus, einem Heim oder
einer anderen Einrichtung angewiesen sind. Ziel ist es, dass die Klienten weitgehend unabhängig, ohne fremde Hilfe leben können und
ihnen die Möglichkeit der Intervention durch Fachkräfte in akuten Problem- und Krisensituationen zu sichern.
Das Betreute Wohnen umfasst u. a. folgende Hilfeleistungen:
- Sicherung des Lebensunterhalts z.B. Antrag auf ALG II oder Grundsicherung, Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente, Vermittlung zur Schuldenberatung, Antrag auf Pflegegeld
- Sicherung der medizinischen Versorgung z.B. Hilfe bei Suche von Fachärzten, Antrag auf Befreiung von Zuzahlungen zur gesetzlichen Krankenversicherung, Suche nach Sozialstationen um die Pflege zu gewährleisten
- Wohnraumsicherung z.B. Orientierungshilfen bei der Suche auf dem freien Wohnungsmarkt, Mietsicherung
- Häusliche Pflege z.B. Suche nach Pflegekräften, Koordination der an der Pflege Beteiligten
- Sonstige Tätigkeiten z.B. Beratung bei ausländerrechtlichen Fragen, Kooperation mit anderen an der Betreuung der Klienten beteiligten Institutionen
- Angebote über den Tod des Klienten hinaus z.B. Unterstützung der Angehörigen bei der Regelung von Bestattungsformalitäten, Hilfe bei der Refinanzierung der Kosten, Unterstützung/Vermittlung bei erbrechtlichen Fragen
Die anonyme Telefonberatung ist ein weiteres wichtiges Angebot der Aids-Hilfe Mainz. Die Telefonberatung versteht sich als Angebot
für alle, also auch Nicht-Infizierte, die Fragen zum Thema HIV und Aids haben.
Häufig gestellte Fragen sind Fragen zum HIV-Antikörpertest, zu Übertragungswegen und Ängsten bezüglich eines möglichen
Ansteckungsrisikos.
Das Telefon bleibt ein wichtiges Medium, da sich viele Ratsuchende scheuen, persönlich die Räume der Aids-Hilfe aufzusuchen. Somit findet für
viele Infizierte die erste Kontaktaufnahme über das Telefon statt. In manchen Fällen kann ein Termin zu einem persönlichen Beratungsgespräch
vereinbart werden, es ist aber auch möglich, sich in mehreren Telefongesprächen kennenzulernen und hier das notwendige Vertrauen
aufzubauen.
Aids- und HIV-Prävention steht immer im Zusammenhang mit Sexualität und Drogengebrauch. Das sind Themen, die Jugendliche
in besonderem Maße betreffen.
Jedoch geht es nicht nur um reine Vermittlung von Faktenwissen, sondern auch und besonders um die sozialen und ethischen
Hintergründe, die mit den Themen HIV, Aids, Sexualitität, Krankheit, Sterben, Tod und Drogengebrauch verbunden sind. Es geht somit
auch um die Einübung von sozialem, nichtdiskriminierendem Verhalten gegenüber Kranken, Behinderten, homosexuellen Menschen,
MigrantInnen und Drogengebrauchern.
Prävention zielt darauf ab, Jugendlichen die Verantwortung für die eigene Gesundheit und die der jeweils anderen bewusst zu machen
und in kritischen Situationen adäquat zu handeln. Im Bereich der Sexualpädagogik ist es wichtig, Jugendlichen den Gebrauch von
Kondomen nahezulegen, um sie nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten
zu schützen.
Da auch der Erstkontakt mit legalen und illegalen Drogen meist im Jugendalter stattfindet, ist es auch Aufgabe der Aids-Hilfen
in Präventionsveranstaltungen auf Risiken des Drogengebrauchs besonders in Bezug auf Übertragungswege durch Drogengebrauch
von HIV und Hepatitis hinzuweisen.
Sexualität und Drogengebrauch im Jugendalter sind sensible Themen und wir haben in unseren Präventionsveranstaltungen die
Erfahrung gemacht, dass ein enormer Wissens- und Diskussionsbedarf zu diesen Themen bei Jugendlichen besteht. Allerdings sind wir
aufgrund der personellen Situation nicht in der Lage, in allen Schulklassen und Jugendgruppen in Mainz, im Landkreis Mainz-Bingen und
Bad Kreuznach Veranstaltungen anzubieten.
Dass es dem Großteil der Jugendlichen jedoch leichter fällt, sich den "relativ fremden" Mitarbeitern der Aids-Hilfe zu sexuellen Erfahrungen
und Drogengebrauch mitzuteilen als vertrauten Personen, zu denen ein Abhängigkeitsverhältnis besteht (Eltern, Lehrer) sind wir uns
unserer Verpflichtung bewusst und kommen dem Wunsch, Information und Aufklärung - soweit es zeitlich möglich ist, nach individueller
Absprache zu erhalten, nach.
Prävention für Lehrkräfte
Seit 2002 werden Multiplikatorenschulungen für LehrerInnen konzipiert, durchgeführt und ausgewertet. Es zeigte sich, dass auch bei
den Lehrkräften ein hoher Informationsbedarf zum Thema HIV und Aids besteht.
Im Vordergrund steht bei den Multiplikatorenschulungen nicht die reine Wissensvermittlung, sondern mehr die Methodenvermittlung, hier
also die Auseinandersetzung mit den Fragen:
- Welche Methoden eignen sich, um das Thema HIV und Aids in den Unterricht einzubringen?
- Wie spreche ich mit Schülern und Schülerinnen offen über Sexualität?
- Welche Rolle spielt die Elternarbeit?
- Inwieweit berücksichtigen Lehrer die spezifischen Religionen und deren unterschiedliches Sexualverständnis im Rahmen
der HIV/Aids-Aufklärung?
Ziel der Multiplikatorenschulungen ist es, LehrerInnen das notwendige Wissen in Bezug auf HIV und Aids zu vermitteln, geeignete Methoden
zur Unterrichtsgestaltung vorzustellen, so dass die Lehrer (auch in Einzelgesprächen) als Ansprechpartner für Fragen über HIV und Aids
den Schülern zur Verfügung stehen.
Prävention für Menschen mit HIV und Aids
Menschen mit HIV sind keine homogene Gruppe. Ähnliche Probleme sind aber dennoch keine Seltenheit.
Hierzu zählen z.B. Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie oder Co-Infektionen.
Die Angestellten der Aids-Hilfe Mainz können aufgrund ihrer Qualifikationen (Dipl.-Psychologe, Dipl.-Sozialarbeiterin, Dipl.-Pädagogin)
, psychosoziale Probleme der Betroffenen bearbeiten. Die Beantwortung spezifischer medizinischer Fragen bleibt anderen Experten
überlassen.
In unregelmäßigen Abständen organisieren wir für die Klienten Seminare und Veranstaltungen zu bestimmten Themen mit einem/einer
oder auch mehreren ReferentInnen.
Die Öffentlichkeitsarbeit zielt neben dem Fundraising darauf ab, gezielt über das Thema HIV/Aids sowie andere sexuell übertragbare
Krankheiten zu informieren.
In Zeiten, in denen das Thema HIV und Aids immer mehr aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwindet, das Risikoverhalten wieder
stark zunimmt und die Medien suggerieren, dass aufgrund neuer Medikamente HIV und Aids nahezu heilbar seien, ist es wichtiger denn je,
als Aids-Hilfe in der Öffentlichkeit präsent zu sein.
Um möglichst viele und unterschiedliche Menschen zu erreichen, sind wir mit Informationsständen bei unterschiedlichen kulturellen
Veranstaltungen vertreten.
Öffentlichkeitsarbeit bedeutet neben der Darstellung der eigenen Arbeit, dem Anbieten von Fortbildungsveranstaltungen und
der Informationsweitergabe auch Stellung zu beziehen gegenüber offenen und verdeckten Diskriminierungen von Menschen mit HIV.
Die Organisation, Planung und Durchführung von kulturellen Veranstaltungen am Welt-Aids-Tag, der jährlich am 1. Dezember stattfindet,
ist eine Kernaufgabe des Arbeitsbereichs Öffentlichkeitsarbeit.
Unterstützt werden wir von zahlreichen Kommunalpartnern und Prominenten aus Mainz. Dadurch steigt nicht nur die Spendenbereitschaft,
vielen Menschen fällt es auch leichter, in einer ungezwungenen Umgebung (z.B. während eines Festes), Beratungen und Informationen über
HIV und Aids in Anspruch zu nehmen, als etwa die Räume der Aids-Hilfe aufzusuchen.
Darüber hinaus wird auf diese Weise das Thema Aids immer wieder in der Öffentlichkeit präsent.